Eine Französin verkauft die Vase der Großmutter und wird mit einem Schlag Mulitimillionärin.
Auktionator Jean-Pierre Osenat war selbst überrascht und muss jetzt ganz stark sein. Er vertraue in seinen Auktionshammer, wird er zitiert. Fest steht, dass ein Sachverständiger, der die Vase entgegennahm, den Preis auf max. 2000 Euro schätzte und meinte es wäre ein dekorativer Artikel des 20. Jahrhunderts.

Der Katalog ging online und und viele potentielle Interessenten kamen und sahen sich das Lot Nr. 36 an. Soviele, dass die Teilnehmer-Zahl begrenzt werden musste, und ein Deposit gefordert wurde, um überhaupt teilnehmen zu dürfen. Ganze 10.000 Euro.
Das ist nicht normal, wenn eine polychrome Vase in der Form “Tianquiuping” auf dem Markt ist. Das ist die typisch bauchige Form mit einem höheren Schaft. Solche Vasen gibt es massenhaft. Die Verkäuferin hat sich nicht sehr um das Kunstwerk gekümmert und hat laut ihren Aussagen immer wieder mal Blumen reingestellt.
Blumen in einer Vase, die letztlich für 9.121.000 Mio. Euro an einen anonymen Bieter verkauft wurde.
Jean-Pierre Osenat ist natürlich stolz auf das Ergebnis. Sein Glauben in den Markt ist unerschütterlich – 300 Kaufwillige, die bereit sind, ein Vermögen für diese Vase zu zahlen und ein Sachverständiger, der auch nach dem Ansturm seine Meinung nicht revidieren wollte. Die Entscheidung war Jean-Pierre Osenat klar: Der Markt hat Recht – den Sachverständigen hat er gefeuert.

Warum ist die Vase soviel wert? In welchem Jahrhundert wurde die Vase gefertigt? Es kann ein Original aus 18. Jhdt. sein oder eine spätere Kopie. Die Interessenten haben etwas gesehen, was hohes Insiderwissen abverlangt. Die Marke am Boden sieht vielversprechend aus. Diese Bodenmarke ist auf sehr teurem Porzellan zu finden und verweist auf Kaiser Qianlong, den vierten Kaiser der Qing-Dynastie. Die Marke ist aber sehr bekannt, so dass sie auch auf neueren Produkten zu finden ist.
Ist die Vase ein Original aus der Zeit, liegt der Entstehungszeitraum im 18. Jhdt. bzw. in der Epoche des Kaisers Qianlong (1736-1795). Die Bieter haben sehr wahrscheinlich noch mehrere Merkmale gefunden, die auf ein Original schließen lassen. Man gibt nicht einfach so 9 Mio. Euro für eine Vase aus. Man muss schon sehr sicher sein, dass es es sich um keine Kopie handelt.
Die letzten Anhaltspunkte sind die Verkäuferin selbst, bzw. ihre Großmutter, die als eine begeisterte Pariser Sammlerin galt. Die Frage wäre dann – wie gelangte diese Vase nach Paris? Warum ist bei so einer bedeutenden Vase keine durchgängige Provenienz vorhanden? Diese Vase wäre mit dieser Qualität zu keinem Zeitpunkt ein Schnäppchen gewesen. Bis diese Fragen geklärt werden viele Menschen ihre chinesischen Vasen wohl umdrehen und sich fragen, habe ich eine Millionen Euro teure Vase zu Hause?
Zur Seite des Auktionshauses – mit dem Lot Nr. 36
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