“Dame mit Fächer” bei Sotheby´s für 99,3 Mio. Euro verkauft

“Dame mit Fächer” war das Star-Lot in der Auktion am Abend des 27. Juni in London.  Sotheby´s konnte das bekannte Bild für exakt 85,305,800 GBP inklusive Gebühren (Zuschlagspreis 74 Mio. GBP) verkaufen. Umgerechnet rund 99,3 Mio. Euro.  Das Bild wurde im Vorfeld auf mindestens 65 Mio. Pfund geschätzt. Der Käufer ist momentan noch nicht bekannt. Es ist damit das teuerste jemals in Europa gehandelte Kunstwerk.

Dame mit Fächer, Öl auf Leinwand
100,2 x 100,2 cm
Gemalt in 1917-18. © Wikipedia

 

Außergewöhnlich ist nicht nur das Werk an sich, sondern auch die Provenienz. Klimt hatte bis zu seinem Tod an diesem Bild gemalt –  in den Jahren 2017 bis 2018.

Das Gemälde ist bestens mit Fotos dokumentiert. Über einen Galeristen ging es 1920 an den Industriellen Erwin Böhler und dessen Familie, später war es auch im Besitz des Sammlers Rudolf Leopold.

Bei Leopold gab es dann erste Ungereimtheiten, die nie restlos geklärt wurden. So war das Bild eben nicht Teil der Sammlung, als diese von der Republik Österreich aufgekauft wurde. Erklärungen dafür gab es verschiedene, weder parlamentarische Anfragen und andere Untersuchungen konnten Licht in die Sache bringen.

Prominente Leihgabe im Belvedere

Die namentlich nicht näher Dame hat also bereits für viel Aufregung gesorgt. Es gibt zwar Vermutungen, dass es sich bei dem Modell um Johanna Staude handeln könnte, belegt ist das nicht.  Das Bild war keine Auftragsarbeit und so konnte er neue Dinge ausprobieren, wie traditionelle asiatische Motive im Hintergrund oder den Kimono, den die Frau trägt.

Über den bisherigen Besitzer ist offiziell so gut wie nichts bekannt. Außer aber, dass es Direktorin Stella Rollig gelang, das Bild für ein Jahr im Belvedere auszustellen, von März 2021 bis Februar 2022. In einem Video zur Ausstellung spart Rollig Details zur Odyssee des Bildes aus und spricht von einem “verschlungenen Weg”. Die Präsentation 2021 im Belvedere war ein gewisser Vorteil für alle. Einerseits war das Werk in Wien zu sehen, andererseits hat es dadurch an Wert und Bekanntheit gewonnen.

1994 zahlte der bisherige Besitzer 11,4 Mio. USD (mit Gebühren), damals ein rekordverdächtiger Preis. Klimt hat am internationalen Markt aber mittlerweile deutlich mehr Anerkennung als noch vor 30 Jahren. 2022 erzielte “Buchenwald” (manchmal auch “Birkenwald” genannt)  – ein Landschaftsbild –  105 Mio. USD in New York.

Wer das Bild ersteigert hat, ist bislang nicht bekannt, es soll ein Sammler aus Hongkong sein.

Eine kurze Geschichte der Provenienz findet sich ohne viele Erklärungen bei Sotheby´s und eine lange Liste der Literatur ebenfalls hier.

 

(jg)